+ Pater Louis Schön SVD
Deutschland
20. Okt 2023
Schon in früher Jugend geriet Alois in die Wirren von Diktatur, Krieg, Umsiedlung, Flucht und Vertreibung. Die deutschsprachige Bevölkerung im Sudetenland ereilte 1945/1946 dieses Schicksal. Seine Eltern Julius Schön mit Aloisia Leiter und ihre Familie fanden eine neue Heimat in Neckarsteinach unweit von Heidelberg.
Im April 1947 kam Alois als Spätberufener zum Gymnasium der Steyler Missionare St. Josef, Geilenkirchen. In St. Xaver Bad Driburg konnte er sich dann auf das Abitur vorbereiten. Er folgte seinem bei den Steylern eingeschlagenen Weg und entschied sich für das Noviziat (1.5.1952) in St. Augustin: Pater Lillig leitete den Kurs von 35 Novizen. Am 1. Mai 1954 legten 30 von ihnen die ersten Gelübde ab und setzten das Studium der Philosophie und Theologie fort. Nach den ewigen Gelübden (1.5.1959) empfingen 18 davon die Priesterweihe (20.12.1958).
Mission im Kongo
Drei von ihnen erhielten ihre erste Arbeitsbestimmung für Kongo. Die ehemals belgische Kolonie stand kurz vor ihrer Unabhängigkeit. Der jungen Mission im Herzen Afrikas wurde von der Generalleitung sehr viel Personal zugeführt und der Obere der Mission, seit 1957 Apostolischer Präfekt, war nicht zimperlich, wenn es darum ging, Personal anzufordern. Er war ja vorher Vizegeneral in Rom und kannte daher die Möglichkeiten des Generalates recht gut.
Im Jahre 1959 waren 9 Neumissionare im Kongo eingereist; im Jahr der Unabhängigkeit 1960 waren es 12. Man befürchtete, dass Lumumba unter kommunistischem Einfluss überhaupt keine Missionare mehr aufnehmen würde. Dies war aber nicht der Fall. Bis Ende der sechziger Jahre bestimmte das Generalat jedes Jahr mehrere Mitbrüder für die junge Mission im Kongo.
Pater Schön hatte noch den Kolonialkurs in Leuven absolviert zur Vorbereitung auf die Missionsarbeit in der belgischen Kolonie. Mit vier weiteren Mitbrüdern reiste er am 28. Juni nach Léopoldville. In der allgemeinen Aufregung dieser Wochen und in ihrem Übereifer hielten kongolesische Soldaten die Neulinge für belgische Fallschirmjäger, denen man zur Tarnung eine weiße Sutane übergestülpt habe. Es brauchte Zeit und viel Geduld, bis man die Sache geklärt hatte und die Neumissionare wieder frei bekam.
Pastorale Arbeit in den Pfarreien
Pater Schön lernte die Kikongo-Sprache und machte sich kundig in allem, was Land und Leute seines Gastlandes betraf. Er hörte geduldig zu und stellte Fragen. Die Bevölkerung im Kongo – jung und alt – liebt es, wenn der Missionar sich für sie interessiert und von ihnen lernen will. Diese Haltung kennzeichnete Pater Schön von Anfang an. Nach Jahren fing er an, sein Wissen, seine Überlegungen zu Papier zu bringen. Er war meistens für eine Hauptstation zuständig; die Buschdörfer versorgte ein jüngerer Mitbruder. Pater Schön verstand es, die jungen Mitbrüder mit der afrikanischen Wirklichkeit zu konfrontieren und darin einzuführen.
Die Anfangsjahre verbrachte er im Stammesgebiet der Bayansi, kannte sich aber später auch bei ihren Nachbarn, den Bambala, recht gut aus. 1960/1964 begann er seine Lehrjahre in dem sich entwickelnden Verwaltungszentrum Bagata am Inzia-Fluss. Bagata war eine der ersten Pfarreien, die die Steyler aufgebaut haben. 1964/1965 leitete er die Mutterpfarrei Beno. Elf Jahre arbeitete er dann in Misay (1966/77). Auf all diesen Stationen waren italienische Joseph-Schwestern, die um seine Gesundheit besorgt waren. Danach war er in drei Pfarreien, die alle an der Hauptstraße nach Kinshasa liegen: Masamuna (1977/1991) war ein großer Schulposten, der sich wegen seiner günstigen Lage schnell zu einer großen Pfarrei entwickelte. Kongolesische und belgische Charité-Schwestern führten hier eine Kranken- und Entbindungsstation. Hier bekam er oft Besucher, die auf dem Weg nach Kinshasa übernachten mussten. Von hier war es nicht weit nach Kenge, wo er die junge Gemeinschaft der Diözesan-Schwestern Maria Königin des Friedens“ betreute. Ihren Auftrag beschreibt ihre Ordensregel so: "Zeugnis ablegen als Einzelne und als Gemeinschaft von der Liebe Gottes für die Menschen durch einen geschwisterlichen, vielfältigen Dienst an Kranken, Armen und Kindern." Ihre Spiritualität sagt kurz: "Christus, der Friede der Menschen".
1991/1996 war P. Schön Pfarrer in Tumikia, das zur Nachbardiözese Kikwit gehört. Die Armen Schwestern von Bergamo führen hier eine große Krankenstation. 1996/2004 war Pater Schön wieder zurück in der Diözese Kenge auf der Station Ngondi, nicht weit von Masamuna. Hier ist er Distriktsoberer und Präses der kleinen Kommunität mit einem Bruder für die Schreinerei und einen für die Autowerkstatt. Eine kleine Kuhherde soll, wie die beiden Werkstätten, das finanzielle Rückgrat der Provinz werden. Im spirituellen Zentrum Sychar werden Versammlungen, Kurse und Exerzitien gehalten.
Malaria und das tropische Klima machten Pater Schön oft zu schaffen, hinderte ihn aber nicht, seine Dienste in den Pfarreien gewissenhaft zu erfüllen. Überall hat er gute Spuren hinterlassen – Die Mitbrüder schätzten und achteten ihn. Mit seiner Ruhe und Gelassenheit sorgte er für ein gutes Klima.
Lebensabend in Deutschland
2004 musste er krankheitshalber nach Deutschland. In Troisdorf ließ er sich gut untersuchen. Die Ärzte rieten ihm, mit seinen 75 Lebensjahren und über 40 Jahren unter dem Äquator, etwas kürzer zu treten. Schließlich entschied er sich zusammen mit Pater Joseph Wienke dazu, den Schritt nach St. Wendel (2005)zu machen, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Das war auch im Sinne seines Provinzials im Kongo. Sein Herz schlug aber weiter im Kongo.
Ohne große Worte
Überblickt man seine Jahrzehnte im Kongo, dann versteht man, wie schwierige Situationen die Mitbrüder zusammen schweißten. Gemeinsam und hautnah erlebten sie die Geburtswehen eines jungen Staates im Herzen Afrikas. Der Unabhängigkeit folgten Rebellionen und die über 30 Jahre dauernde Diktatur Mobutus mit den schwierigen Jahren der „Authenticité“, den beiden Shaba-Kriegen und dem langsamen Niedergangs des Regimes Mobutu mit Plünderungen und Zerfall der wirtschaftlichen sozialen Strukturen und der kulturellen Werte.
Die Ablösung durch das Regime Kabila sen. und jun. war nicht weniger tumultartig. In all diesen Schwierigkeiten hielt Pater Schön bei den Menschen aus, zu denen er gesandt war. Obwohl von schwacher Gesundheit, besuchte er auch die Dörfer in Savanne und Steppe. Er interessierte sich für die Sitten und Gebräuche der Leute und veröffentlichte kleine Artikel.
Als Steyler Missionar im Kongo hinterlässt P. Schön uns keine großen Worte, sondern das mutige Beispiel ganzer Hingabe an Christus und an die Menschen. „Wie gestern, so wird auch morgen die Mission im Kongo den Mutigen gehören, die das Unmögliche wagen, die selbst in dunkler Nacht Kinder des Lichtes sind“, so hieß es in einem Glückwunsch von Pater Generalsuperior Pernia an seine Missionaren im Kongo zu ihrem 50-jährigen Jubiläum (1951-2001).
Dank
Die Steyler Missionare danken Pater Schön für seinen Einsatz im Kongo. Trotz schwächlicher Gesundheit hat er in seiner ruhigen Art viel geleistet. Wir danken auch seiner Familie, seinen Verwandten, Freunden und Wohltätern, die ihn ermutigt und unterstützt haben. Pater Schön wird uns allen in dankbarer Erinnerung bleiben.
Text: Pater Gerhard Lesch SVD
Layout: Pater Václav Mucha SVD, Rektor
Die Auferstehungsmesse ist am Dienstag, 24.10.2023, um 14.30 Uhr in der Missionshauskirche in St. Wendel. Anschließen findet die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof statt
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