16 Juli 2012, 11:00
Zölibatsbruch: Mitbrüder 'schützten mich' drei Jahre lang
Ex-Priester wird jetzt Pastoralassistent im Bistum St. Gallen und glaubt an den "konziliaren Geist"
Heiden
(kath.net) „Ich habe nie bereut, das Sakrament der Weihe empfangen zu
haben. Dann habe ich eine Partnerin gefunden und bin nun Vater eines
knapp siebenjährigen Sohnes.“ Dies erzählt Albert Kappenthuler, früherer
Ordenspater der Steyler Missionare, im Interview mit dem „Tagblatt“. In
den „ersten drei Jahren schwieg ich und versteckte meinen Sohn. Meinen
Mitbrüdern vertraute ich mich an. Sie akzeptierten meine Vaterschaft und
schützten mich“. Doch „dann forderte die Ordensleitung von mir eine
Entscheidung. Ich kann nicht offen zu meinem Kind stehen und Priester
sein. Wollte ich Priester bleiben, müsste ich lügen“. Der „Zwang, eine
radikale Entscheidung treffen zu müssen, befreite mich von meinem
Doppelleben. Im September 2009 setzte ich mein Priester-Sein aus“. Als
Lehrer und dann Co-Rektor an einem kirchlichen Gymnasium „hatte ich
keine existenzielle Not“.
Das kirchliche Gymnasium „Marienburg“ wurde mit Ende dieses Schuljahres
geschlossen. Kappenthuler wird nun „als Seelsorger arbeiten“, erläutert
er dem „Tagblatt“ weiter. In der Pfarrei Heiden-Rehetobel im Bistum St.
Gallen (zuständiger Bischof: Markus Büschel) wird er im August als
Pastoralassistent anfangen. Seine Aufgaben werden nach seinen eigenen
Angaben sein: „Religionsunterricht, Diakonie und die Gestaltung von
Gottesdiensten“.
Von einer Laisierung ist im Interview übrigens keine Rede, ebenso wenig von einer zivilrechtlichen Heirat.
Kappenthuler erwartet, dass „Gespräche mit Eltern“ für ihn in Zukunft „mehr Verbindlichkeit“ haben werden als früher.
Der Schuldige für seine Entwicklung ist natürlich schon gefunden: Rom.
„In der Kirche ist bei weitem nicht alles so schlecht, wie oft
dargestellt. Damit meine ich die Ortskirchen. Die Kirche lebt im Ort und
nicht in Rom.“ „Ich glaube, den konziliaren Geist gibt es heute noch“.
(Quelle: http://www.kath.net/news/37357/print/yes)
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